Hannover: 96 seit neun Derbys gegen den HSV ungeschlagen

Heckings Wunsch: Elf Enkes

"Dreimal angeschossen, was soll man da machen?", flachste Robert Enke über seine Wundertaten in jener 86. Minute gegen seine nacheinander vergeblich Anlauf nehmenden Widersacher Sanogo, Mahdavikia und Trochowski, in deren Schusslinie er sich jeweils sensationell bugsiert hatte. "Ich bin einfach nicht mehr weg gekommen..."

Klar sei es gut, so Hannovers Schlussmann wieder gewohnt nüchtern, "mal wieder so ein Spiel drin zu haben, wo es etwas spektakulärer zugeht". Zumal er gerade jetzt mit seiner erneuten Berufung in den Kader der Nationalelf im Fokus steht. Aber: "Die Einladung hatte ich ja schon. Da muss auch die Leistung in der letzten Zeit schon okay gewesen sein."

Wobei der Begriff "letzte Zeit" ruhig weiter zu fassen ist. Abgesehen von kleineren Schwankungen in der Vorrunde erweist sich Enke weitaus länger als erst seit dieser Saison als Muster an Beständigkeit. Trainer Dieter Hecking: "Es treten ja im Moment junge Leute wie Schalkes Manuel Neuer oder René Adler in Leverkusen ins Rampenlicht. Aber mit seiner Konstanz über Jahre steht Robert absolut unerreicht da, wäre wohl unbestritten der Richtige, wenn es einmal um die Lehmann-Nachfolge geht."

Hecking will nicht plump die Werbetrommel rühren. Er spricht aus der Erfahrung, die er selbst in seiner nun gut sechsmonatigen Amtszeit in Hannover gemacht hat. "Robert ist eine Persönlichkeit, im Umgang ein großer Sportsmann, dazu mit einer vorbildlichen Einstellung ausgestattet. Er tut uns mit seiner Art unglaublich gut. Und Bälle halten kann er eben auch, ohne Show und Theatralik."

Die Vertragsverlängerung Ende des Jahres mit dem Sympathie- und Leistungsträger bis 2010 sei "ein wichtiges Zeichen für 96" gewesen, so Hecking. Dessen Fazit: "Wenn wir dieses Niveau in allen Mannschaftsteilen besäßen, wären wir wahrscheinlich nicht Siebter."

Elf vom Schlage eines Robert Enke - von diesem Wunschteam sind die Hannoveraner weit entfernt, aber sie arbeiten dran. Defensivspieler Sebastian Boenisch ist ein Kandidat für die Qualitätssteigerung. Die größte Baustelle aber tut sich im Angriff auf. Womöglich ein Spieler fürs offensive Mittelfeld, vor allem jedoch ein weiterer Top-Stürmer werden benötigt. Vermisst wird ein Torgarant wie der langzeitverletzte Thomas Brdaric. Der Isländer Gunnar Heidar Thorvaldsson konnte gegen den HSV auch seine zweite Start-elf-Chance nicht nutzen. "Wenn er Ansprüche anmelden will, muss er auch Torgefahr ausstrahlen", urteilt Hecking, "aber das fällt anderen auf dieser Position, allein ganz vorne drin, auch schwer." Siehe Stajner, siehe Hashemian. Sofortmaßnahme gegen dieses Manko könnte in Bochum ein vorübergehender Systemwechsel auf 4-4-2 sein.

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